Das Chianti Anwesen Poderi Val Verde aus dem 14. Jahrhundert hat eine lange Geschichte. Die 5 Steinhäuser auf dem 76 ha grossen Anwesen wurden im Verlauf von mehr als 400 Jahren gebaut, immer wieder erweitert, immer dann, wenn mehr Wohnraum gebraucht wurde.
In früherer Zeit wurden die Häuser entlang der Handelswegen gebaut, die wiederum oft einer Kette von natürlichen Quellen folgten. Einige dieser Wege gehen bis auf die Römerzeit zurück Aus diesem Grund wurde wahrscheinlich auch das Herrenhaus “Tenuta di Riacavo” und dieser kleine Weiler gebaut, zusammen mit einigen Kloester in der Nähe . Die meisten davon wurde aber vor langer Zeit schon in Privat-Wohnhäuser umgewandelt. Folgt man den steinigen alten Karrenwegen, findet man immer wieder Reste von kleinen Kapellen und ähnlichen Gebäuden.
Diese Karrenwege wurden auch Eselspfade genannt, da diese Tiere zum Transport aller Waren eingesetzt wurden. Selbst das wertvolle Salz aus dem fernen Sizielien wurde so bis hoch zu den Alpen transportiert.
Es scheint, dass das erste Gebäude jetzt “Casa Acacia” genannt, als Unterkunft für Schafe und Ziegen gebaut wurde, die im diesem Teil der Tales, weit weg vom eigentlichen Herrschaftshaus der Tenuta di Ricavo weideten. Wie es Traditon war, wurden zum Bau Feldsteine benutzt, die beim Roden der Wildflächen entfernt wurden, um Land für Anbau von Reben und Oliven in Mischkultur zu gewinnen. Die Aussenmauern von “Casa Acacia” zeigen dies Sammelsurium an Steinen sehr deutlich.
Danach wurde “Casa Pineta" gebaut. Diesmal schon mit Bruchsteinen aus den Steinbrüchen. Im Obergeschoss wohnten mehrere Bauern- und Arbeiter-Familien, das Erdgeschoss wurde als Vorrats- und Reife-Keller fuer Käse, Wein und anderes genutzt. Jahre später wurden diese in das neue Herrenhaus, dem “Casa Patronale” verlegt, das auch als Sommersitz der Besitzer diente. Früher standen “Casa Acacia” und “Casa Pineta” einzeln, dann wurde die Fläche zwischen den beiden Häuser geschlossen um mehr Wohnraum für die Bewohner zu gewinnen. Somit entstand die etwas außergewöhnliche, aber harmonische, langgezogene Hausstruktur, die man heute sieht. Im Laufe der Jahrhunderte, als immer mehr Menschen hier lebten, und die Besitzer immer wieder wechselten, wurde aus der einstigen Depandance ein eigenständiges Weiler.
Weitere Gebäude wurden gebaut, wie z.B. “Casa Capannina”, der einstige Kuhstall, “Il Fienile” als Schweine- und Pferdestall und Unterstand für die Ackergeräte und das Heu. “Casa Campana” war der Getreidespeicher, der alte Dreschplatz ist noch deutlich sichtbar. Das jüngste der Haeuser “Casa Patronale”, wurde um 1900 erbaut, und weist deutlich einen komplett verschiedenen Baustil, als die anderen Häuser auf. Bis um 1950 waren Teile des Erdgeschosses ein Weinkeller. Weitere Räume wurden fuer die Käseherstellung und als Werkstatt genutzt. Ab etwa dieser Zeit gilt das Anwesen als eigenständiges Dörfchen und bekam seine eigenen Postanschrift “Località Casanova di Ricavo” was so viel heisst, wie “das neue Haus von Ricavo”. Somit ist dieses Dörfchen um etwas 300 Jahre jünger als das eigentlich Herrenhaus “Tenuta di Ricavo” .Zwischen 1930 und 1937 fungierte das Landgut als landwirtschaftliche Ausbildungsstätte für emigrierende Juden aus ganz Europa. Sie kamen in diese Gegend um von den hiesigen Bauern die Landbebauung zu erlernen. Hier lernten sie auch den Weinbau, die Kultivierung der Oliven, die Fassung von Quellen und das Bauhandwerk.
Der alte Backofen (heute als Hofladen genutzt), sowie die Gewölbe-Decken, die zu den Lagerräumen führen, wurden von ihnen mitgebaut bzw. restauriert. Nach Ablauf eines Jahres zogen sie weiter in ihre neue Heimat Palästina. Bereits 2 Mal haben uns Nachkommen dieser Emigranten besucht, um den Platz zu besuchen, von dem ihre Eltern so viel erzählten.
Aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen der “Mezzadria (Halbpacht)” in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg, verliessen Bauern und Landarbeiter nach und nach die gepachteten Bauernhöfe um in den aufstrebenden Industriestädten, wie dem nahen Poggibonsi , zu arbeiten. Somit hatten die Landbesitzer niemanden mehr, der ihre Höfe , Anwesen und Häuser bearbeiteten und pflegten. Sie verfielen sehr schnell und das nichtkultivierte Land verwilderte, indem die Macchia alles überwucherte.
Deshalb und auch aus finanziellen Gründen begannen die Landbesitzer diese Häuser an Ausländer zu verkaufen, die diese als Sommerresidenz oder als Altersruhesitz nutzen.
Als erstes kamen Holländer Engländer und Schweizer, danach folgten die Deutschen. Dank deren Initativen wurden die alten Anwesen wieder liebevoll restauriert, das Land wurde wieder kultiviert und die Toskana, speziell das Chianti Classico wurde wieder zu einem Paradies.
Auch dieses Landgut erlitt das gleiche Schicksal wie andere in der Gegend, es ging von Hand zu Hand, wurde durch Heiratsverträge aufgeteilt und weitergereicht. Es verfiel. Fuer eine Weile gehörte es sogar der Gucci Familie. Anfang 1960 kauft ein schweizer Zahnarzt das Anwesen und restaurierte das Anwesen aufwendig. Unglücklicherweise erlaubte er jedoch seinem Verwalter eine grosse freilaufenden Schafs- und Ziegenherde zu halten . Im Laufe der Jahre zerstörten diese die herrlichen Terrassen , sodass Weinberge und Olivenhaine unwiederbringlich verschwanden. Heute sind nur noch wenige Terrassen erhalten, beim Wandern kann man Reste davon noch sehen.
1997 kaufte ich das Anwesen. Ich baute es jahrelang um, modernisierte es und wandelte es in eine Ferienwohn-Anlage und kleinem Bio-Bauernhof um. Ich gab ihm den Namen Poderi Val Verde , übersetzt – Bauernhäuser im grünen Tal. Zeugnis der langen Geschichte geben die, per Hand bearbeiteten, Eichen-Deckenbalken, welche die alte Terracotta-Decken halten, die Original-Gewölbe-Decken, die gefliesten Böden, niedrige Türen und schmale Fenster, die ich absichtlich bei der Restaurierung in den meisten Häusern beibehalten habe. Ich wollte den Geist der Vergangenheit erhalten.
Das riesige alte zweiflügelige Tor zum Weinkeller im “Herrenhaus”, aus dicken Zypressenplanken gebaut , hat eine neue Bestimmung als Tisch gefunden, an dem meine Gäste bei gemeinsamen Abendessen zusammenkommen.
In “Casa Pineta” befindet sich immer noch der alte Wohn-Kamin, in dem die Menschen früher sassen, um sich zu wärmen. Auch das alte Sandstein-Waschbecken wurde nicht entfernt und viele andere kleine Zeichen deuten auf die lange Geschichte dieses Haus hin.
Die spektakuläre Hochdecke in “Casa Acacia” beweist, dass hier früher der Heuboden war. Die Treppen und Türsteine aus lokalem grauen Sandstein sind tief abgewetzt, Spuren die tausende von Füssen beim Betreten des Hauses in den letzen Jahrhunderten hinterlassen haben.
Während der Renovierung habe ich mein Bestes versucht, das authentische Ambiente dieses typischen Chianti Landhauses beizubehalten. Erfolgreich haben wir das rustikale Flair mit dem Komfort der modernen Einbauten gepaart.
Im Laufe von vielen Jahren habe ich antike Möbel und Objekte des landestypischen Einrichtungsstiles, der “arte Povera” gesammelt, die ich mit modernen Möbel in den einzelnen Wohnungen kombinierte.
Alle Zimmer sind handgemalt und in den typischen, warmen Farben der toskanischen Landhäusern gehalten: saftes Gelb, Orange, Lila und Grün, komplementiert mit bunter Bett- und Badewäsche. Die Balkendecke einiger Wohnungen wurde der tosk. Tradition gemaess, geweisselt. Das Ganze strahlt Harmonie und Ruhe aus.